"Das Heizungssystem der Chruschtschowki ist kompliziert – niemand hat einen Radiator, der selber regulierbar ist. Es existiert nur eine Zentralheizung irgendwo im Quartier, die alle Wohnungen heizt."
Julia, die Russisch als Fremdsprache unterrichtet, öffnet mir die Tür zu ihrer dunklen Wohnung. Aus der Dunkelheit steigt eine Kreatur hervor. "Das ist Schmel." Schmel, ein kleiner, weisser chinesischer Schopfhund, bellt mich aggressiv an, währenddem Julia versucht, sie zurecht zu weisen. Nach einigen Minuten scheint sich Schmel beruhigt zu haben und wir begeben uns in die enge, mit Dekorationen und Geschirr vollgeladene Küche. Trotz der Unordnung ist es gemütlich hier. Julia bietet mir Tee und Schokolade, die es schon zu Sowjetzeiten gab, an. "Die beste Schokolade!", sagt Julia. Tatsächlich hat der Riegel ein feines Karamellinneres. "Siehst du diese Holzwand hinter dir? Das musste mein Vater bauen." Julia zeigt auf ein holziges Konstrukt, das ein wenig an eine Tischplatte erinnert und an der eigentlichen Küchenwand hängt. Dahinter sei eine Heizung, die enorm heiss werde. "Das Heizungssystem der Chruschtschowki ist kompliziert – niemand hat einen Radiator, der selber regulierbar ist. Es existiert nur eine Zentralheizung irgendwo im Quartier, die alle Wohnungen heizt. Und damit es auch für die Menschen, die in den untersten Wohnungen wohnen, warm ist im Winter, müssen die Heizungen voll aufgedreht werden. Für die Bewohner im obersten Stock ist es dann richtig heiss." Die Wand in der Küche, die mit dem Holzteil überdeckt wurde, sei teilweise so heiss gewesen, dass man sich daran verbrannte, wenn man sie antastete. "Und das in jedem Zimmer! Stell dir mal vor, wie wir manchmal geschwitzt haben." Ihr Vater, der die Wohnung in der Sowjetzeit kaufte, habe in fast jedem Raum Holzelemente einbauen müssen.